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Der stärkste Mann der NOWEDA

Dennis Ebeling arbeitet seit 2018 im Warennachschub in Essen. Ein Job, der körperlich sehr anstrengend sein kann – aber nicht für Ebeling. In seiner Freizeit stemmt er Gewichte, bei denen es kaum zu glauben ist, dass sie überhaupt durch reine Muskelkraft zu bewegen sind. Wer also den Titel dieses Interviews in Frage stellen will, muss erst einmal das Gegenteil beweisen!

Herr Ebeling, Sie sind ein Strongman. Was muss man sich darunter vorstellen?

Der Strongman-Sport ist vergleichbar mit einem modernen Gladiatoren-Kampf. Es geht darum, Kraft, Geschick, Beweglichkeit, Ausdauer und Schnelligkeit unter Beweis zu stellen. Und das alles natürlich vor Publikum. Der Sport kennt mittlerweile über 60 Disziplinen. Pro Wettkampf werden aber nur vier bis fünf davon ausgetragen, dieunterschiedliche Schwerpunkte haben müssen: Eine Übung wird über Kopf ausgeführt, bei einer muss man ein Gewicht vom Boden hochheben und ein bis zwei Lauf-Disziplinen sind auch immer dabei. Die letzte Disziplin ist ein Medley aus mehreren Übungen. Welche Übungen absolviert werden, hängt vom Ausrichter ab. Wir Athleten wissen einige Wochen vorher Bescheid, damit wir uns entsprechend vorbereiten können. In Deutschland ist der Strongman noch eine Randsportart, wobei er durch die sozialen Medien immer beliebter wird. In den USA und Osteuropa hingegen ist der Strongman, und professioneller Kraftsport allgemein, sehr angesehen und beliebt.

Wer richtet die Wettkämpfe in Deutschland aus?

Der deutsche Verband der Strongmen (German Federation of Strength Athletes) organisiert Wettkämpfe in drei Ligen. Die dritte Liga ist für Anfänger gedacht. Von dort aus arbeitet man sich in die Amateur-Liga hoch, in der ich aktuell klassifiziert bin. In der Pro-Liga sind dann die absoluten Top-Athleten unterwegs.

Seit wann betreiben Sie den Sport?

Ich bin nicht nur im Strongman, sondern auch im Kraftdreikampf aktiv, auch Powerlifting genannt. Der Sport besteht aus drei Disziplinen, nämlich Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben. Auch hier geht es darum, möglichst viel Gewicht zu bewegen, aber eben weniger vielseitig. Meinen ersten Wettkampf im Powerlifting habe ich 2010 bestritten und bin auf Anhieb deutscher Vizemeister geworden. Der Strongman-Sport kam dann mehr oder weniger parallel dazu.

Gab es noch weitere Erfolge in Ihrer sportlichen Karriere?

Ich bin mehrfacher deutscher Meister bzw. Vizemeister im Powerlifting. Mit 21 habe ich den deutschen Rekord in der Kniebeuge mit 277,5 kg aufgestellt.

Wie oft trainieren Sie?

Ich trainiere mindestens drei Mal pro Woche, je bis zu 4 Stunden mit Ausdauertraining. Für das normale Grundtraining bzw. fürs Powerlifting gehe ich in ein normales Fitnessstudio. Die Trainingsmöglichkeiten, die ich speziell für den Strongman brauche, findet man allerdings nicht im Fitnessstudio. Dazu fahre ich nach Duisburg. Dort hat sich eine Gemeinschaft an Strongmen zusammengefunden, die die Ausrüstung hat, um ganz konkrete Übungen zu trainieren. Das A und O beim Strongman sind Technik, Koordination und Kondition.

Wie hoch ist die Verletzungsgefahr bei Ihrem Sport?

Die ist natürlich hoch, daher ist die richtige Technik sehr wichtig. Häufig kommt es bei Kraftsportlern zu Muskelrissen. Ich selbst habe mir noch nie eine größere Verletzung zugezogen, weil ich immer sehr besonnen mit meinem Körper umgehe. Wenn der Körper Symptome von Überlastung zeigt, muss man das ernst nehmen. Wichtig ist auch den Körper aufzuwärmen und keinen Kaltstart von null auf hundert zu machen.

Wozu brauchen Sie Ausdauertraining beim Kraftsport?

Gerade beim Strongman geht es auch viel um Ausdauer: Welche Strecke kann ich mit dem Gewicht X zurücklegen? Wie oft kann ich das Gewicht in einer Minute über meinen Kopf bringen? Ein kann sich über einige Stunden ziehen. Auch dazu braucht man Ausdauer.

Müssen Sie sich für den Sport auf eine bestimmte Weise ernähren?

Aktuell versuche ich mein Gewicht etwas runterzubekommen, um beweglicher und schneller zu werden. Der Trend geht im Kraftsport immer mehr zum athletischen Körper weg vom „dicken Kerl“. Generell sollte man sich als Kraftsportler gesund und vollwertig zu ernähren und gleichzeitig viele Kalorien zu sich nehmen. An einem arbeitsfreien Tag sind das bei mir rund 6 000 bis 7 000 Kalorien.

Haben Sie durch den Sport auch Vorteile bei ihrer Arbeit?

Ja, zum einen habe ich eine Grundkraft, mit der ich im Lager Gegenstände wie Kartons oder Paletten ohne Hilfsmittel tragen, oder sehr schwere Paletten mit dem Hubwagen ziehen kann. Außerdem ist bei mir das Verletzungsrisiko geringer als bei Kolleginnen und Kollegen. Ich weiß, wie man technisch richtig hebt, trägt und wieder absetzt. Außerdem bin ich recht stressresistent. Um mich aus der Ruhe zu bringen, braucht es einiges.      

Hat ihr Sport Effekte auf Ihr Privatleben?

Ja, vor allem auf meinen Charakter. Ich bin disziplinierter, ruhiger und gelassener als zuvor. Auch mein Selbstbewusstsein ist deutlich gestärkt. Ich trete heute ganz anders auf als früher. Nachteile habe ich zum Beispiel beim Kauf von Kleidung: Meine Auswahl ist da nicht besonders groß. Aber für meine Leidenschaft nehme ich das gerne in Kauf.

Die Trainings- und Wettkampferfolge von Dennis Ebeling können Sie auch auf Instagram verfolgen: @d.the_heavy_lifter