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Mehr Künstliche Intelligenz ins Gesundheitswesen?

KI – Künstliche Intelligenz. Hört sich verlockend an. Intelligenz ist immer gut. Auch wenn sie künstlich ist. Wenn sie uns dann noch ungeliebte Arbeiten abnimmt – wer könnte etwas dagegen haben? Roboter, die die Hausarbeit machen? Fein. Ein fahrerloses Taxi, das uns auf kürzestem Weg ans Ziel bringt? Schön. Trinkgeld gespart. Züge ohne Lokführer, dafür aber mit KI im Cockpit? Sehr zu begrüßen. Keine Streiks mehr. Kein Warten auf kalten Bahnhöfen. Und wenn Künstliche Intelligenz dann auch noch die Fahrpläne erstellt, keine Verspätungen mehr. Schöne neue Welt.

Doch das sind ja nur die „einfachen“ Dinge, die Künstliche Intelligenz kann. KI kann viel mehr. Und sie wird immer klüger. Sie kann Produkte intelligenter machen, komponieren, malen, Romane schreiben, Zeitungen machen, Drehbücher entwerfen und  Schauspieler – lebende oder längst verstorbene – virtuell erschaffen. Und sie Sätze sagen lassen, die sie nie gesagt haben. Mit Originalstimme. Deshalb haben Schauspieler und Drehbuchautoren im vorigen Jahr monatelang Hollywoods Filmindustrie bestreikt. Aus Sorge, sie würden irgendwann nicht mehr gebraucht. In London kann man heute schon ABBA virtuell wieder in voller Aktion auf der Bühne sehen. So jung, wie sie einmal waren.

Überhaupt – die Freizeit- und Unterhaltungsindustrie ist ein starker Treiber der Künstlichen Intelligenz. Eine Brille überziehen, randvoll mit KI, einen Wunsch aussprechen und am Rand des Grand Canyons stehen und aufpassen, dass man nicht abstürzt? Oder sich seinen Weg durch den Amazonas-Dschungel bahnen? So realistisch, dass man die echte Realität vergisst? Kein Problem. Die Brille kostet um die 3.500 Dollar. In den USA gibt es sie schon. Bald auch bei uns?

Wenn etwas sich so toll anhört – wo ist der Haken? Nun –Künstliche Intelligenz könnte die Büroarbeiten von Millionen Angestellten in Banken, Behörden, Verwaltungen und Firmen in der ganzen Welt erledigen. Der Internationale Währungsfond (IWF) hat errechnet, dass KI mehr als die Hälfte aller Jobs übernehmen könnte. Wenn man sie denn ließe. Und dann? Wie würde die Wirkung auf die so plötzlich Freigesetzten sein? Würden sie andere Arbeit finden? Oder würde es zu großen sozialen Verwerfungen kommen?

Kein Zweifel – Künstliche Intelligenz wird unser Leben verändern. Die Gefahren kann man nicht leugnen. Aber die positiven Aspekte werden überwiegen. Insbesondere das Gesundheitswesen wird profitieren. Das gilt nicht nur für die Entwicklung besserer Instrumente und Maschinen, verfeinerter Operationstechniken und aussagekräftigerer Durchleuchtungs- und Bildgebungs- verfahren. Auch die „weichen“ Faktoren – Prävention, Früherkennung, Diagnostik, Rehabilitation – wird KI, wenn nicht revolutionieren, doch permanent verbessern. Und damit neue Überlebenschancen sichern. Tausende Unternehmen arbeiten jetzt schon weltweit an Lösungen.

Wie immer bei großen Innovationssprüngen wird es allerdings dauern, bis Künstliche Intelligenz bei uns auch in der letzten Klinik angekommen ist. Aber vielleicht hat Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) sie ja bis dahin auch geschlossen. Siebenhundert Kliniken stehen auf Lauterbachs „Reformliste“. Sie sollen schließen oder „abgestuft“ werden. Abgestuft heißt – nur noch „Schwächeanfälle, Knochenbrüche, Dehydrierung, Gallensteine...“ behandeln. Nachzulesen auf der Webseite des Bundesgesundheitsministeriums. Allerdings hofft Lauterbach auch, dass die Personalnot in den größeren Kliniken dann sinken würde.Sicher –  ein Teil der Pflegekräfte aus den geschlossenen oder abgestuften Häusern würde dorthin wandern. Die übrigen würden sich im Markt verlieren. Ein Bärendienst am Gesundheitssystem! Würde Künstliche Intelligenz so die Personalnot beseitigen? Sicher nicht.

Künstliche Intelligenz – was würde sie zuerst anpacken? Den Pflegenotstand? Die Krankenhausmisere? Das Apothekensterben? Die Lieferengpässe bei lebenswichtigen Arzneimitteln?Wie sähe ihrePrioritätenliste aus? Sicher Lieferengpässe beseitigen zuerst. Weil die KI weiß, dass die lebenswichtigsten Grundstoffe und Medikamente fast ausschließlich in China hergestellt werden. Weil sie weiß, dass China damit die Welt in der Hand hat. Eine globale Gefahr. Weil sie weiß, dass ein Lieferstopp lebenswichtiger Arzneimittel die Welt in ein gesundheitliches Chaos stürzen würde. Die jahrelangen Lieferengpässe in Deutschland sind ein Vorgeschmack davon. Und die Künstliche Intelligenz wüsste wohl auch nur eine Lösung: möglichst schnell und mit allen Mitteln die Abhängigkeit verringern!

All das weiß die natürliche Intelligenz allerdings auch.  Aber es  tut sich nichts.