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Mit vier Pfoten ins echte Leben

Beagle-Hündin Sunny führt seit knapp dreieinhalb Jahren ein glückliches Leben bei Anja Froese-Tölke und ihrem Ehemann. ©Anja Froese-Tölke

 

Quizfrage: Wer liegt gern auf dem Dach seiner Hütte, philosophiert, liebt Kunst und Kultur sowie Futter und kommuniziert nonverbal mit „seinen“ Menschen? Richtig, Snoopy, der Beagle in der berühmten Comic-Serie Peanuts. Zugegeben: Das Verhalten des sympathischen und etwas exzentrischen Zeichentrickhundes ist nicht 100%ig auf sein lebendes Pendant zu übertragen, aber zumindest eine Parallele gibt es doch.

Anja Froese-Tölke, die bei der NOWEDA Essen im Ressort Organisation das Thema Datenschutz im Blick hat, kennt Beagle in und auswendig, denn sie hat ein Exemplar zu Hause – und manchmal auch noch eines mehr. Denn sie engagiert sich gemeinsam mit ihrem Ehemann als Pflegestelle für ehemalige „Laborbeagle“ für die Vermittlung dieser liebenswerten Tiere. Laborbeagle? Vielleicht denken Sie jetzt an Hunde, die im Reagenzglas entstanden sind. Die Realität könnte nicht weiter von dieser Idee entfernt sein. Tatsächlich handelt es sich um Hunde, die speziell für Tierversuche gezüchtet und für eben diese auch eingesetzt wurden. Da muss man erstmal schlucken. Die NOWEDA-Mitarbeiterin sieht das aber pragmatisch, auch wenn sie nicht per se vom Tierversuchsgedanken begeistert ist: „Man muss sich ehrlich vor Augen führen, dass Versuche an Tieren manchmal erforderlich und auch gesetzlich vorgeschrieben sind. Nicht nur für uns Menschen, sondern z. B. auch für die Entwicklung von Tierarzneimitteln für deren Existenz jeder Tierhalter dankbar ist. Ich versuche im Blick zu behalten, dass jeder Hund, der das Labor verlassen kann, eine Bereicherung ist. Unsere Hündin Sunny hatte sozusagen vier Jahre einen Job mit viel Verantwortung und ist jetzt bei uns in Rente, um ihr Leben in vollen Zügen zu genießen.“

Im Laufe der Jahrzehnte ist zwischen den Laboren und verschiedenen spezialisierten Vereinen eine gute Zusammenarbeit entstanden, sodass viele Tiere nach Abschluss der Testphasen eine Chance auf Weitervermittlung haben. Mit einem dieser Vereine, dem Laborbeaglehilfe e. V., arbeitet Froese-Tölke, die seit 2005 NOWEDA-Mitarbeiterin ist, eng zusammen. „Mein Mann und ich haben unsere Sunny vor dreieinhalb Jahren von dem Verein übernommen. Wir wollten aber auch gern darüber hinaus helfen und entschlossen uns daher, Pflegestelle zu werden“, so die Hundeliebhaberin. „Wir nehmen also gelegentlich Hunde vorübergehend bei uns auf, die zum Zeitpunkt der Entlassung aus dem Labor noch keine Familie gefunden haben.“ Diese Praxis sei auch für zukünftige Besitzer, die noch nicht so viel Hundeerfahrung haben, von Vorteil. Denn die Pflegestellen haben das nötige Knowhow und können dem Hund bei den ersten Schritten ins „echte Leben“ besonders gut helfen. Und diese müssen mit Bedacht erfolgen, denn die Vierbeiner haben anfangs häufig vergleichsweise wenig Muskulatur und Ausdauer sowie sehr weiche Pfoten. Zudem sind sie noch nicht stubenrein und brauchen – ähnlich wie ein Welpe – etwas Zeit, um mit den vielen neuen Eindrücken zurechtzukommen. Das ändert sich aber in aller Regel schnell. Aktuell hat Anja Froese-Tölke noch den jungen Beagle Bond, der kurz vor der Vermittlung steht, als Pflegehund zuhause.

Und welche Voraussetzung muss man als zukünftige Laborbeagle-Familie so mitbringen? Die Anforderungen des Vereins sind ähnlich wie bei anderen Tiervermittlungsorganisationen. „Es ist erforderlich, dass die neuen Besitzer in einer mehrwöchigen Eingewöhnungsphase viel Zeit einräumen können, zudem wird nicht an Familien vermittelt, bei denen alle Mitglieder in Vollzeit berufstätig sind. Der Beagle ist lauffreudig und braucht definitiv mehr Bewegung als nur die schnelle Runde um den Häuserblock. Im Krankheitsfall des Besitzers muss die Versorgung gewährleistet sein. Kinder sollten idealerweise nicht mehr ganz so klein sein, denn ein neues, noch gänzlich unerfahrenes Tier fordert am Anfang viel Zeit ein, die Eltern sehr kleiner Kinder oft nicht haben“, betont die Mitarbeiterin des Ressorts Organisation. Damit es für alle Beteiligten passt, schaut der Verein daher genauer hin und besucht Interessenten vorab, um sich ein Bild vom zukünftigen Zuhause zu machen. Auch später wird nochmal geschaut, ob es mit dem gemeinsamen Familienleben gut klappt.

Und was macht diese Hunderasse so besonders? „Erstmal haben sie einen tollen, familienfreundlichen und sanften Charakter. Da sie in den Laboren in kleinen Gruppen gehalten werden, sind sie zudem in aller Regel sehr gut sozialisiert und mit anderen Hunden hervorragend verträglich“, so Anja Froese-Tölke. „Interessenten müssen allerdings im Hinterkopf behalten, dass der Beagle grundsätzlich ein Hund mit Jagdtrieb ist und das Anleinen daher in den meisten Fällen erforderlich.“ Die Veranlagung zur Jagd hat ihnen aber auch feine Spürnasen gegeben, sodass man mit ihnen z. B. sogenannte „Mantrailing“-Kurse (Aufspüren von Personen) machen kann.

Und was war jetzt genau die Parallele zu Snoopy? Beagle lieben es tatsächlich, hoch zu sitzen. Das wusste vermutlich auch Peanuts-Erfinder Charles M. Schulz, als er das Dach der Hundehütte zum Lieblingsplatz seiner Comicfigur erklärte.  

Sie interessieren sich dafür, einem ehemaligen Labor-Helden ein neues Zuhause zu geben oder für den Verein zu spenden? Schauen Sie dazu auf der Vereinswebsite www.laborbeaglehilfe.de vorbei.