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Schwierige Zeiten

Erinnern Sie sich noch? Die Pandemie – ein Angriff auf die Menschheit. Von China aus trat sie ihren dramatischen Weg rund um den Globus an. Zahllose Tote hinter sich lassend. In Deutschland Hilflosigkeit und Chaos. Zu wenig Masken. Zu wenig Schutzkleidung. Zu wenig medizinische Geräte. Zu wenig Krankenhausbetten. Tag für Tag die Meldungen aus den Kliniken. Wo ist noch ein Bett frei? Wo ein Beatmungsgerät? Hubschraubertransporte, um Leben zu retten. Das Krankenhauspersonal am Limit. Zuletzt der Lockdown. Das Land stand still. Waren wir vorbereitet auf eine Pandemie? Nicht im Geringsten.

Sind wir heute besser auf Krisen und Katastrophen vorbereitet? Was ist mit dem Krieg in der Ukraine? Kann er näher rücken? Andere Länder nehmen die Lage ernst. Finnland und Schweden, jahrzehntelang neutral, suchen den Schutz des Nato-Bündnisses. Schwedens Minister für Zivilverteidigung stimmt die Bevölkerung auf einen möglichen Ernstfall ein. In Norwegen warnt der Oberbefehlshaber der Streitkräfte sein Land vor einem Verteidigungsfall. Und Nato-Generäle halten – wie Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) auch – eine Kriegsgefahr für nicht unrealistisch. Wenn auch nicht für akut.

Ein Teil der Bevölkerung teilt die Sorgen. Das zeigen aktuelle Umfragen.Man ist unsicher. Einen Notvorrat anlegen, wie ihn das Bundesamt für Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz empfiehlt? Oder lieber warten? Schließlich gibt es ja – anders als in Schweden – noch keine Empfehlungen seitens der Regierung. Also darauf vertrauen, dass Deutschland das Richtige tut. Und das zur richtigen Zeit.

In einer Gefahr für Leib und Leben kommt dem Bundesgesundheitsminister besondere Bedeutung zu. Er hat die Handlungshoheit.In der Pandemie war es Jens Spahn (CDU). Jetzt ist Karl Lauterbach (SPD) Bundesgesundheitsminister. Und die Zeiten sind nicht sicherer geworden. Seine Aufgabe – das Gesundheitswesen krisenfest machen. Auch für den Fall einer Epidemie, einer Naturkatastrophe oder gar einer kriegerischen Auseinandersetzung. Die man nicht herbeireden darf, auf die man aber vorbereitet sein sollte. Drohnen fliegen weit.

Nimmt Lauterbach diese Aufgabe ernst? Seine geplanten Reformen zeigen bisher nichts davon.Die Krankenhäuser – viele drohen nach wie vor pleite zu gehen, weil der Staat sie nicht ausreichend finanziert. Das Apothekensterben – wie bei den berühmten drei Affen. Nichts sehen, nichts hören, nicht darüber reden. Eine gesicherte Arzneimittelversorgung – keine Idee, kein Konzept, kein Geld. Und damit erst recht keine Subventionen für bauwillige Arzneimittelhersteller. Lieber die Abhängigkeiten von China und Indien aussitzen. Wird das gut gehen?

Nichts geht gut. Im Jahr 2000 gab es noch 21.592 Apotheken. Anfang 2024 waren es nur noch 17.571. Mehr als 4.000 Apotheken mussten schließen. Der Grund – die staatlich festgesetzte Apothekenspanne reicht wegen steigender Kosten seit vielen Jahren nicht mehr aus. Mit jeder Schließung sinken Versorgungssicherheit und Lebensqualität, insbesondere auf dem Lande. Das tatenlose Zusehen des Gesundheitsministers ist ein Skandal. Apotheken sind patientennahe Kompetenzzentren mit bedeutenden Arzneimittelvorräten. Unverzichtbar bei Pandemien, wie sich gezeigt hat. Von anderen Krisen ganz zu schweigen. Doch die Gesundheitspolitik steuert das Land bewusst in die apothekerliche Unterversorgung. Weil das Geld für anderes gebraucht wird. Patientennahe Versorgung, Gesundheit der Bevölkerung und Vorsorge für schwierige Zeiten sind da anscheinend nicht so wichtig.

Auch Lauterbachs Krankenhauspläne klammern Krisen und Katastrophen aus. Hauptsache – Betten weg. Dabei hat Deutschland bereits einen riesigen Aderlass hinter sich.1991 gab es noch 666.000 Krankenhausbetten. 2022 waren es nur noch 480.000. Mit der undurchdachten Krankenhausreform werden weitere Kliniken schließen müssen. Inklusive Bettenabbau. Auch das ist gewollt. Weiter weg vom Patienten. Sieht so die Vorbereitung auf einen wie auch immer gearteten Ernstfall aus? Besonders im Krisenfall kommt es auf schnelle und ortsnahe medizinische Hilfe an. Rund um den Globus zeigt sich das in zahllosen Kriegs- und Katastrophenfällen. Doch aus der Pandemie gelernt haben wir nichts.

„Wir werden einander viel verzeihen müssen“, so Ex-Gesundheitsminister Spahns lockerer Spruch zu seinen zahllosen Pleiten und Pannen während der Pandemie.

Das haben wir getan. Hoffentlich müssen wir es nicht bald schon wieder tun.