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Stark in einer Männerdomäne: Was macht eigentlich eine Fuhrparkleiterin?

Wenn Martina Boyunegmez morgens ihren Arbeitsplatz betritt, weiß sie bereits, dass der Tag ereignisreich sein wird. Denn als Leiterin des Fuhrparks der NOWEDA Frechen, die zu den größten NOWEDA-Niederlassungen zählt, ist sie gemeinsam mit ihrem vierköpfigen Disponenten-Team die Schnittstelle zwischen Betrieb, Speditionen und Apotheken. Das bedeutet viel Planung in einem Arbeitsbereich, der nur bedingt planbar ist. Wir sprachen mit Frau Boyunegmez darüber, was den Job in der sogenannten „Expedition“ ausmacht und wie es ist, sich in einer Männerdomäne zu behaupten.

Frau Boyunegmez, Sie arbeiten bereits seit 2012 bei NOWEDA. Wie sah Ihr Start im Unternehmen aus?

Die NOWEDA habe ich auf einer Ausbildungsbörse entdeckt. Das Angebot hat mich interessiert und so entschied ich mich für eine Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel. Schon zum Ende der Ausbildung konnte ich das Fuhrparkteam unterstützen und bekam direkt das Angebot, nach meinem Abschluss als Springerin in der Disposition zu arbeiten. Nach rund zwei Jahren war ich fest in diesem Bereich tätig und übernahm die Leitung 2020.

Ihr Ehemann arbeitet auch bei der NOWEDA Frechen, haben Sie sich hier kennengelernt?

Nein, tatsächlich habe ich ihn zur NOWEDA gebracht. Wir waren damals bereits ein Paar und er hat ein Jahr nach mir die Ausbildung begonnen. Jetzt bildet er im Vertriebsinnendienst ebenfalls eine Schnittstelle zu den Apotheken.

Welche Tätigkeiten machen Ihren Arbeitsalltag maßgeblich aus?

Ich starte häufig eher in der Frühschicht, meist beginnt mein Arbeitstag zwischen 7 und 8 Uhr, jedoch bin ich insgesamt sehr flexibel, weil es auch Tage gibt, an denen z. B. nachmittags oder abends etwas Wichtiges ansteht. Nachdem ich E-Mails und Termine gecheckt habe, machen wir eine kurze Teambesprechung, bevor es dann an die operative Arbeit geht. Für mich heißt das vor allem, für möglichst reibungslose Abläufe zu sorgen. Unvorhergesehenes steht bei uns an der Tagesordnung und wenn Abläufe gestört sind und im schlechtesten Fall zu Verspätungen führen, muss ich der Ursache direkt auf den Grund gehen, um das Problem schnell zu beheben. Dabei muss man alle Beteiligten im Blick haben: Die Apotheken, den Betrieb und natürlich die Speditionen, die mit ihren Fahrerinnen und Fahrern die Auslieferungen im Auftrag der NOWEDA übernehmen. Zudem gehören unter anderem Fahrer- und Mitarbeiterschulungen, Fahrzeugkontrollen hinsichtlich Einhaltung der GDP-Guidelines, Sendungsverfolgungen und Transportvalidierung zu meinen Aufgaben.

Wie viele Speditionen und Fahrer sind denn für Frechen derzeit im Einsatz?

Wir arbeiten aktuell mit sieben Speditionen zusammen. Das sind insgesamt rund 230 Fahrerinnen und Fahrer. Sie realisieren täglich etwa 350 Touren und beliefern damit mehr als 600 Apotheken.

Das klingt nach einer Menge Arbeit. Was sind denn aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen?

Eigentlich ist jeder Tag in sich schon eine Herausforderung (lacht). Denn es gibt täglich so viele Faktoren, die wir einfach nicht einplanen können oder bei denen wir uns vom genauen Ausmaß zwangsläufig überraschen lassen müssen. Die Verkehrssituation ist täglich eine solche Überraschung. Protestaktionen, langfristige Autobahnsperrungen und Extremwetter kommen hinzu. Wenn es nicht rund läuft, führe ich natürlich auch Telefonate mit Kundinnen und Kunden. Für deren Unmut habe ich Verständnis. Wenn z. B. eine Lieferung nicht pünktlich oder nicht vollständig war, sind sie diejenigen, die es den Patienten erklären müssen. Ist höhere Gewalt der Auslöser oder handelt es sich um einen einmaligen Vorfall, bleibt mir nur, mich dafür zu entschuldigen. Handelt es sich aber um ein tieferliegendes Problem, muss ich dem auf den Grund gehen.

Und was macht am meisten Spaß?

Ich mache den Job vor allem deswegen gern, weil er abwechslungsreich ist. Kein Tag gleicht dem anderen, ich tausche mich mit vielen verschiedenen Menschen aus und habe zudem die richtige Mischung zwischen Büro und Betrieb. Die Herausforderungen, die diese Tätigkeit mit sich bringt, sind anstrengend, machen aber auch alles viel spannender.  

Ihr Arbeitsbereich ist eine klassische Männerdomäne, nicht nur sind die Fahrerinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen deutlich in der Unterzahl, auch sind Sie die einzige weibliche Fuhrparkleitung bei der NOWEDA. Ist es da manchmal schwer, sich durchzusetzen?

Intern war das kein Problem. Ich habe ein tolles, engagiertes Team, bei dem es nie eine Rolle spielte, dass ich eine Frau bin. Bei externen Fahrern brauchte es erstmal eine gewisse Aufwärmphase. Mein Vorgänger war ein Mann, der selbst viele Jahre für die NOWEDA gearbeitet hat. Dann kam ich mit gerade mal Ende 20. Das war für den einen oder anderen sicher eine Umstellung. Ich würde nicht sagen, dass ich mich durchsetzen musste, aber es hat schon ein wenig gedauert, bis ich voll als Chefin akzeptiert wurde. Hilfreich ist, dass ich zu jeder Zeit volle Rückendeckung von der Niederlassungsleitung habe.

Viele junge Menschen machen derzeit eine Ausbildung bei NOWEDA. Welche Qualitäten sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitbringen, wenn sie nach der Ausbildung als Disponentin bzw. Disponent in der „Ex“ arbeiten möchten?

Durch die Schnittstellenfunktion, die man ganz automatisch einnimmt, ist Geduld und Verständnis auf jeden Fall erforderlich. Sowohl für die Kunden als auch für den Betrieb und ganz besonders auch für die Fahrerinnen und Fahrer. Ich habe festgestellt, dass das Engagement, einen guten Job zu machen, auch bei den Speditionsmitarbeitern ungleich größer ist, wenn man Verständnis für deren Herausforderungen im Arbeitsalltag aufbringt. Weiterhin sollte man ein Teamplayer sein und Spaß am Kontakt mit anderen haben, sich dabei aber unbedingt auch durchsetzen können. Organisationstalent spielt natürlich auch eine große Rolle.