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Die Politik hat verstanden – wirklich?

Wie viele Jahre hat es gedauert! Wie viele Gespräche waren ergebnislos verlaufen! Aber zuletzt fanden die Apotheken doch ein offenes Ohr beim Bundesgesundheitsminister. Ihr Vorschlag – die Apotheken können noch mehr! Nicht nur eine gesicherte Arzneimittelversorgung garantieren. Nicht nur viele Millionen Rezepturen pro Jahr herstellen. Nicht nur rund um die Uhr Nacht- und Notdienste organisieren. Nein – der Schatz der geballten Arzneimittel-, Beratungs- und Betreuungskompetenz der Apotheken soll jetzt endlich komplett gehoben werden. Zum Nutzen von Millionen Patienten. 

Es waren wohl auch die Schrecken der Pandemie mit ihren tausend ungelösten Problemen, die die Gesundheitspolitik nach neuen Wegen suchen ließ. Jetzt ist es soweit. Seit dem 1. Juli 2022 können die Apotheken eine Reihe von pharmazeutischen Dienstleistungen anbieten, die für viele Patienten eine echte Verbesserung ihrer gesundheitlichen Situation sein werden. Die Kosten dafür übernehmen die Krankenkassen. Dass dieser Einstieg in neue pharmazeutische Dienstleistungen zum Wohle der Patienten gelungen ist, kann man durchaus als eine kleine Sensation werten. 

Da ist zunächst einmal – auf ausdrücklichen Wunsch der Krankenkassen eingeführt – die Beratung und intensive pharmazeutische Betreuung von stark belasteten Patientengruppen. Sie werden in Zukunft in der Apotheke einen festen Anlaufpunkt haben. Das gilt zum einen für Menschen, die eine Organtransplantation hinter sich haben und daher viele verschiedene Medikamente nehmen müssen. Ebenso haben Tumorpatienten, deren Krankheit medikamentös behandelt wird, jetzt ein Recht darauf, sich in der Apotheke ihres Vertrauens umfassend pharmazeutisch betreuen zu lassen – ein gutes und sicheres Gefühl in schwerer Zeit.

Besonders für ältere Patienten ist zum 1.Juli die „Erweiterte Medikationsberatung“ eingeführt worden. Je älter man wird, desto mehr ist man Krankheiten ausgesetzt, die Medikamente benötigen. Und manch einer verliert dann die Übersicht. Weder die Beipackzettel noch die wichtigen Anweisungen der Ärzte hat man immer im Kopf. Vertragen sich die verschiedenen Arzneimittel überhaupt miteinander? Mit der „erweiterten Medikationsberatung“ bietet die Apotheke nun professionelle Hilfe. In einem eingehenden Patientengespräch werden nicht nur alle verschriebenen Medikamente, sondern ebenso die selbst gekauften erfasst. Dazu die Mengen, die Einnahmemodalitäten und die gefühlten Nebenwirkungen. Die Apotheke prüft die Wechselwirkungen all dieser Arzneimittel und filtert heraus, was richtig ist und was falsch. 

Als weitere neue Dienstleistung kann die Apotheke jetzt auch Schulungen zur richtigen Inhalation und zur korrekten Arzneimittelanwendung anbieten. Denn richtiges Inhalieren ist ganz schön kompliziert. Auch hierfür übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Das gleiche gilt für die „standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck“ – eine weitere, neu eingeführte Dienstleistung. Legt ein Patient in Zukunft ein neues Rezept für ein Arzneimittel gegen hohen Blutdruck vor, kann die Apotheke ihm anbieten, seinen Blutdruck nach einem bestimmten Standard zu messen. Allerdings erst nach zwei Wochen Tabletteneinnahme und unter strengen Abstinenzregeln vor der Messung. Eine perfekte Kontrolle also, ob das Mittel wirkt. 

Und noch eine wichtige Dienstleistung wird die Apotheke bieten. Ab Herbst wird sie gegen Grippe impfen können. Und gegen Corona. Der Gesundheitsminister erhofft sich davon eine höhere Durchimpfungsrate, da das Impfangebot „niederschwellig“ ist. Gedacht für Kunden der Apotheke, die keinen Hausarzt haben. Oder die sich spontan für eine Impfung entscheiden. Ob sich die Durchimpfungsraten so steigern lassen, wird man sehen. Zu wünschen wäre es. Nicht nur ein heißer Corona-Herbst, auch die nächste Grippewelle ist im Anmarsch.

In der Politik, in der Wirtschaft, in der Verwaltung – überall spricht man von längst überfälliger Digitalisierung und Vernetzung. Besonders im Gesundheitswesen hat Deutschland einen riesigen Rückstand. Der soll durch die neue elektronische Gesundheitskarte und das E-Rezept endlich aufgeholt werden. Dazu werden Arztpraxis und Apotheke sehr eng zusammenarbeiten müssen. Denn ein Erfolg ist Pflicht. Das gleiche gilt für die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen. Auch hier ist die kollegiale Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheke von hoher Bedeutung für das Wohl und die Gesundheit der Patienten. In der Vernetzung von Arztpraxis und Apotheke liegen die Chancen der Zukunft. Und Qualität wird sich durchsetzen.

 Willkommen – weitere Dienstleistungen.