Im Interview sprach NOWEDA-Chef Dr. Michael Kuck über den Ausgang der Bundestagswahl und welche Themen in der Gesundheitspolitik jetzt Priorität haben.
Die Ampelregierung ist Geschichte. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Wir haben die Chance auf eine stabile Zweierkoalition. Jetzt geht es darum, dass die gewählten Politiker sich schnell und verantwortungsvoll einigen und zügig mit ihrer Arbeit beginnen. Es gibt im Gesundheitswesen sehr viel zu tun, auch und gerade wegen der Versäumnisse der vorherigen Regierung.
Was ist das drängendste Problem?
Das Apothekensterben muss unbedingt gestoppt werden. Wir verlieren jedes Jahr Hunderte von Apotheken und das auf dem Rücken der Patienten. Der erste Schritt ist, dass die Leistungen der Apotheken anerkannt und entsprechend honoriert werden. Apothekerinnen und Apotheker benötigen eine auskömmliche Finanzierung. Nur so kann der Apothekerberuf weiter attraktiv und die Versorgungssicherheit gewährleistet bleiben.
Auch die Lieferengpässe sind nach wie vor ein Problem. Wie kann die Politik hier gegensteuern?
Klar ist, dass das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) in seiner jetzigen Form nicht funktioniert. Hier muss dringend nachgebessert werden. Viele chronisch Kranke sind es bereits gewöhnt, ihre Medikamente ständig wechseln zu müssen, weil Lieferengpässe immer wieder zu Problemen führen. Bei vielen schwingt die Sorge mit, dass sie eines Tages ihr Arzneimittel gar nicht mehr bekommen. Nötig ist ein umfassender und mit allen wesentlichen Akteuren abgestimmter Plan zur Arzneimittelversorgung in Deutschland.
Apotheken stehen auch aufgrund des internationalen Versandhandels unter Druck. Sehen Sie hier die Politik in der Pflicht?
Wir erwarten zumindest Chancengleichheit. Im Moment ist das nicht der Fall. Während die NOWEDA und die belieferten Apotheken strenge gesetzliche Lager- und Transportbedingungen (GDP)erfüllen, ist der EU-Versandhandel frei in seinen Versandmethoden. Eine Kontrolle der EU-Arzneimittelversender und deren Transportdienstleister durch deutsche Behörden findet grundsätzlich nicht statt. Diese Praxis gefährdet nicht nur die Patientensicherheit, sondern benachteiligt die lokalen Apotheken und den Großhandel.
Sie treffen sich auch immer wieder persönlich mit Politikern...
Für mich als Vorsitzender der größten Apothekergenossenschaft in Deutschland ist es ein Anliegen, mich persönlich für die Interesse unserer Mitglieder einzusetzen. Ebenso nutze ich jede Gelegenheit, um im Gespräch mit Politikern unsere Rolle zu erklären. Als vollversorgender Großhändler sichern wir gemeinsam mit den Apotheken die Gesundheit von Millionen Menschen. Ich habe den Eindruck, dass den gewählten Vertretern immer wieder bewusst gemacht werden muss, welchen Beitrag wir zusammen mit den Vor-Ort-Apotheken im Gesundheitswesen leisten. Die wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist ein hohes Gut, das geschützt, erhalten und fit für die Zukunft gemacht werden muss. Die NOWEDA und ich persönlich werden nicht lockerlassen und die Politik immer wieder daran erinnern.