Klartext aus der Apotheke! Am 23. Februar findet die Bundestagswahl statt. Das Apothekenkundenmagazin my life hat Apothekerinnen und Apotheker gefragt, was sie sich von der neuen Bundesregierung wünschen.
Folge 3: Christian Bathe, Inhaber der Apotheke am Drostenplatz in Balve.
„In unserer Apotheke steht der Patient im Mittelpunkt - durch optimale Beratung und schnelle Versorgung mit Arzneimitteln. Um dies zu gewährleisten, ist unsere Apotheke von Montag bis Freitag durchgehend tagsüber geöffnet. Umso ärgerlicher finde ich es, wenn Rezepte in meiner Apotheke nicht ordnungsgemäß beliefert werden können. Lieferengpässe beherrschen den Alltag in den Apotheken. Ich fordere die Politik auf, hier endlich zu reagieren. Die meisten Medikamente werden inzwischen in China und Indien produziert. Was passiert, wenn die politische Situation in dieser Region eskaliert? Wie sieht es dann mit der Versorgung in Deutschland und Europa aus?
Es müssen wieder mehr Medikamente in Europa hergestellt und Notfallreserven angelegt werden, um die Arzneimittelversorgung nachhaltig zu sichern. Die Hersteller müssen hierbei wirtschaftlich unterstützt werden.
Ein Lieferengpass verursacht in den Arztpraxen und Apotheken einen enormen Zeitaufwand. Wir Apotheker halten Rücksprache mit den Praxen, überlegen Alternativen und recherchieren, was verfügbar ist. Wir können unserem Grundsatz, schnelle und optimale Versorgung mit Arzneimitteln, nicht gerecht werden. Ein zentraler Wunsch ist der Bürokratieabbau. Weniger administrative Aufgaben würde die Beratungsmöglichkeiten von Apotheken erheblich verbessern und den Fokus stärker auf den Kundenservice lenken.
Was mich besonders beschäftigt, ist die Zukunft der Apotheken, vor allem im ländlichen Raum. Viele junge Apothekerinnen und Apotheker scheuen die Übernahme einer Apotheke und entscheiden sich stattdessen für eine Karriere in der Industrie. Dies hat vor allem wirtschaftliche Gründe. Um die Selbstständigkeit attraktiv zu machen, müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden und dazu gehört auch eine angemessene Vergütung.
Ein weiterer Punkt ist die Wettbewerbsgleichheit zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken. Es muss sichergestellt sein, dass die Apotheke vor Ort wirtschaftlich bestehen kann, um die Bevölkerung flächendeckend und zeitnah zu versorgen. Jedes Jahr schließen rund 500 Apotheken, weil sie nicht mehr rentabel sind. Dieser Trend muss dringend gestoppt werden.