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„Uns fehlt die Wertschätzung“

Apotheker Hans Jacob fordert mehr Anerkennung nicht nur für seinen Berufsstand.

Klartext aus der Apotheke! Am 23. Februar findet die Bundestagswahl statt. Das Apothekenkundenmagazin my life hat Apothekerinnen und Apotheker gefragt, was sie sich von der neuen Bundesregierung wünschen. 
Folge 2: Hans Jacob, Inhaber der Burg Apotheke in Wachenheim und der Adler Apotheke in Marxdorf.

„Ich bin Apotheker durch und durch und liebe meinen Beruf. Auch meine drei Kinder habe ich für die Pharmazie begeistern können. Meine älteste Tochter hat seit drei Jahren eine eigene Apotheke, meine zweite Tochter macht gerade bei ihr Pharmazie-Praktikum, und mein Sohn arbeitet in einem Pharmaunternehmen.
Eigentlich sind wir Apotheker eine angesehene Berufsgruppe. Im Ranking der vertrauenswürdigsten Berufe stehen wir zusammen mit Ärzten und Feuerwehrleuten immer ganz oben. Diese Wertschätzung bekommen wir von der Politik allerdings nicht. Ein Beispiel ist die Einführung des E-Rezeptes. Das war nicht einfach und hat auch unseren Kunden viel abverlangt. Aber wir Apotheker haben es fristgerecht und korrekt umgesetzt und dabei immer wieder mit den Ärzten Rücksprache gehalten, wenn es Probleme gab. Uns Apothekern ist es also zu verdanken, dass dieses Projekt gelungen ist. Einen Dank gab es dafür nie. Im Gegenteil. Ich erwarte von der Politik für diese immense Zusatzarbeit und die damit verbundene Aufklärung der Kunden einen (einmaligen) Unkostenbeitrag. Stattdessen hat Gesundheitsminister Lauterbach den von den Apotheken zu leistenden Kassenabschlag für zwei Jahre erhöht. Er hat uns für unseren Einsatz also sogar noch abgestraft.
Aber nicht nur dieses Geld fehlt den Apotheken.  Auch unser Honorar wurde noch nie entsprechend der allgemeinen Kostensteigerung dynamisiert. Von der nächsten Bundesregierung erwarte ich endlich so eine Dynamisierung. Genau wie Ärzte sind wir Teil der Gesundheitsversorgung und wollen auch so behandelt werden.

Viele Apotheken haben Probleme, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Und auch das hat mit Geld zu tun. Denn in der Industrie werden diese Fachkräfte deutlich besser bezahlt. Ein approbierter Apotheker mit Staatsexamen erhält als Start-Tarif 4.045 Euro. In anderen Branchen sind Einstiegsgehälter von 5.000 Euro für einen Bachelor durchaus normal. Angestellte PTAs starten mit 2.569 Euro. Die Gehälter von PTAs liegen oft noch unter denen der Pflegekräfte und Erzieherinnen. Die Tarif-Abschlüsse sind also einerseits ein Schlag in das Gesicht unseres Personals. Andererseits können die meisten öffentlichen Apotheken ihre Angestellten gar nicht besser bezahlen. Sie kämpfen ja selbst mit sinkenden Margen. Daher fordere ich eine zweite Vergütungskomponente, speziell für die Mitarbeiter. Ihre Löhne müssen um mindestens 20 Prozent steigen.
Wer eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung will, muss die Vor-Ort-Apotheke unterstützen und ihre Leistung honorieren. Die Light-Apotheken, die der Gesundheitsminister als Idee für das Apothekensterben auf dem Land auserkoren hat, sind keine Lösung."