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„Verfügbarkeit ist das A und O“

Wer mit einem Rezept in eine der drei Apotheken des Essener Apothekerehepaars Janet und Dr. Jan Olgemöller kommt, kann davon ausgehen, dass das benötigte Medikament vorrätig ist. Für den Inhaber ist das die Antwort auf den Versandhandel – ebenso wie spontanes Impfen und die Beratungsgespräche in den eigens dafür geschaffenen Räumen.

13.000 Packungen lagern im Durchschnitt in dem neun Meter langen und dreieinhalb Meter hohen Kommissionierautomaten der Wasserturm-Apotheke in Essen. Während der Pandemie waren es sogar 18.000. Der Apostore ist ein Hingucker in der 250 Quadratmeter großen Apotheke von Dr. Jan Olgemöller. Vom Beratungsraum aus können Kunden durch eine gläserne Wand den Greifarmen bei der Arbeit zuschauen.
Dieses Spektakel kann Janet Olgemöller in ihrer fünf Minuten entfernten Schwanenbusch-Apotheke nicht bieten. Ihre 125 Quadratmeter große Apotheke verfügt zwar auch über einen separaten Impf- und Beratungsraum – „ein Muss“, so die Apothekerin -, doch für einen großen Automaten fehlt der Platz. Ihr Warenlager beläuft sich auf rund 4.000 Packungen. „Aber wir helfen uns gegenseitig aus“, lacht sie. Bestellung und wöchentliche Lageranalyse laufen ohnehin in einem gemeinsamen System, sodass auch Kunden der Schwanenbusch-Apotheke ihr Medikament in der Regel direkt mitnehmen können. Die erst im Juli übernommene Apotheke am Stoppenberg wird derzeit auf das System umgestellt, dann werden auch die Kunden dort von der Lieferfähigkeit profitieren.

Die Expressboten liefern auch an den Arbeitsplatz

„Verfügbarkeit ist das A und O“, sagt Dr. Jan Olgemöller. „Ein Patient, der auf sein Medikament warten muss, bestellt beim nächsten Mal womöglich direkt beim Versender. Mit unserer hohen Verfügbarkeit machen wir die Versandapotheken maximal unattraktiv.“ Dennoch können Kunden ihre Medikamente auf Wunsch auch liefern lassen. Olgemöller hat den Botendienst Expressboten Essen gegründet, dem sich bereits zwei weitere Apotheken angeschlossen haben. Die per App bestellten Medikamente oder eingelösten Rezepte werden zweimal täglich ausgeliefert. Wer es besonders eilig hat, bekommt die Medikamente gegen einen Zuschlag innerhalb von 45 Minuten nicht nur nach Hause, sondern auch an den Arbeitsplatz geliefert.  

Die Lieferfähigkeit ist das eine, Beratung und Gesundheitsangebote das andere. In der Wasserturm- und der Schwanenbusch-Apotheke gibt es jeweils einen vollausgestatteten Beratungsraum mit Patientenliege, Waschbecken und Kühlschrank für Impfstoffe. Vor allem die Grippe- und Coronaimpfungen werden in beiden Apotheken gut angenommen. „Die Nachfrage ist da, wir könnten und möchten mehr impfen“, sagt Janet Olgemöller und nennt ein Beispiel aus ihrer Praxis. „Wenn ich Kunden zu ihrer Reiseapotheke berate, kommt ganz automatisch die Frage nach der Tetanus- oder Hepatitis-B-Impfung. Bis jetzt muss ich sagen. Bei uns in der Apotheke leider nicht, machen Sie einen Termin bei Ihrem Arzt.“ Ob diese dann kurz vor ihrem Urlaub noch einen Termin bekämen oder sich überhaupt die Mühe machten, sei allerdings fraglich. „Der Vorteil der Apotheke ist ja, dass jeder spontan hereinkommen kann, ohne Termin und ohne Wartezeiten.“ Eine Konkurrenz zu den Ärzten seien Apotheken nicht, betont Dr. Jan Olgemöller. „Die WHO empfiehlt bei der Grippeschutzimpfung eine Quote von 75 Prozent. In Deutschland liegen wir gerade einmal bei knapp 50 Prozent. Um die Quote zu erreichen sind zusätzliche Kanäle nötig. Und die Apotheken stehen für ein besonders niederschwelliges Angebot.“

Und das betrifft nicht nur das Impfen. Das Apothekerehepaar setzt auf die sogenannte erweiterte Beratung und bietet Infos und Aufklärung zu den Themen Diabetes, Ernährung und Rauchentwöhnung an. Auch hier gilt: Wer ein Anliegen hat, kann nicht nur spontan vorbeikommen, sondern kann sich auch sicher sein, dass das Gespräch vertraulich in dem Raum neben der Offizin geführt wird.  

Erfolgreich auf Instagram und TikTok

Auf Social Media sind die beiden Apotheker ebenfalls aktiv. Mit ihren Videos zur Pille danach, mit Informationen rund ums Abnehmen oder zum Thema Rauchen erreichen sie diejenigen, die im Internet Antworten auf ihre Fragen suchen. Dass sie auf diesem Weg auch Werbung für ihre Apotheken machen, ist ein Nebeneffekt, mit dem sie zunächst nicht gerechnet hatten. „Wir haben mit einem Erklärvideo zum E-Rezept angefangen und dann einfach weitergemacht“, sagt Janet Olgemöller. „Und natürlich ist es schön, wenn mittlerweile Leute aus ganz Essen kommen und uns auf die Videos ansprechen.“
Im Backoffice der Wasserturmapotheke hat sich das Apothekerehepaar ein mobiles Studio mit Scheinwerfern und Kamerastativ eingerichtet. Ihre kleinen Produktionen für Instagram, YouTube und TikTok sind ein Herzensprojekt, für das sie auch ihre freien Wochenenden opfern. „Wenn man so etwas macht, muss man auch Spaß daran haben“, bringt es die Apothekerin auf den Punkt.