Das Scheitern der amtierenden Koalition zeigt sich nicht zuletzt durch den Raubbau am Gesundheitswesen. Die Kernprobleme hat das Bundesgesundheitsministerium selbst nach überstandener Pandemie weitgehend ignoriert. Schließende Apotheken und Kliniken, massive Arzneimittellieferengpässe, Pflegenotstand und Ärztemangel – die Baustellen werden kontinuierlich größer. Akteure in der Gesundheitswirtschaft sind sich daher einig, dass das Ampel-Aus längst überfällig war.
Über die Situation der Apotheken und des pharmazeutischen Großhandels tauschten sich im Januar der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer und NOWEDA-Chef Dr. Michael Kuck aus. Bereits 2022 nutzte Matthias Hauer einen Besuch bei NOWEDA, um sich aus erster Hand zum Stand der Arzneimittelversorgung zu informieren, und betonte, wie wichtig es sei, die flächendeckende Infrastruktur der lokalen Apotheken auch zukünftig zu erhalten. „Daran hat sich nichts geändert – im Gegenteil“, so der CDU-Politiker. „Die aktuelle Bundesregierung hat der Gesundheitsversorgung in diesem Land einen Bärendienst erwiesen.“
Dr. Kuck betonte im Gespräch, dass das bedrohlich ausgedünnte Apothekennetz ein deutliches Bild vom Zustand der wohnortnahen Arzneimittelversorgung zeichnet: „Fakt ist, dass immer mehr Apotheken schließen, und das mit zunehmender Geschwindigkeit. Allein seit 2022 waren es weitere 1 000. Den historischen Tiefstand haben wir schon lange erreicht.“ Zudem befinde sich auch der Pharmagroßhandel zunehmend unter Druck, etwa wegen des immer größer werdenden Anteils hochpreisiger Arzneimittel, des Fachkräftemangels und der zunehmenden Arzneimittellieferengpässe. Auch die Ungleichbehandlung von pharmazeutischem Großhandel und stationären Apotheken im Vergleich mit industriellen Arzneimittelversendern im EU-Ausland war Thema des Gesprächs: Großhandel und Apotheken in Deutschland müssen zur Sicherung der Arzneimittelqualität strenge Temperaturvorgaben bei Transport und Lagerung einhalten. Der Versandhandel hingegen unterliegt diesen Auflagen nicht. Er kann Medikamente, auch bei hohen Außentemperaturen, weiterhin auf dem Postweg versenden.
Der NOWEDA-Vorstandsvorsitzende verdeutlichte, dass die insgesamt angespannte Situation im Gesundheitswesen zunehmend beim Patienten ankommt: „Viele chronisch Kranke sind es bereits gewöhnt, ihre Medikamente ständig wechseln zu müssen, weil Lieferengpässe immer wieder zu Problemen führen. Bei vielen schwingt die Sorge mit, dass sie eines Tages ihr wichtiges Arzneimittel gar nicht mehr bekommen. Auch die Apothekenschließungen sind spürbarer geworden. In ländlichen Gebieten schon lange, aber allmählich auch in dichter besiedelten Gegenden. Gerade für ältere, weniger mobile Patientinnen und Patienten ist diese Entwicklung dramatisch. Ich bin sicher, dass der spürbare Verfall unseres Gesundheitswesens das Wahlverhalten vieler Menschen beeinflussen wird.“