Bereits vergangenen Winter war die Nachfrage bei einigen Arzneimitteln größer als das Angebot. So traf eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach antibiotischen Kindersäften auf eine zunehmende Medikamentenknappheit. „Diese Problematik ist nur die Spitze des Eisbergs“, berichtet Jana Ehmer, Mitglied der NOWEDA-Geschäftsleitung und zuständig für den Arzneimitteleinkauf. „Lieferengpässe sind seit Jahren ein Problem – und das muss dringend an der Wurzel gepackt werden.“ So würden substanzielle Probleme, etwa die europaferne Produktion, die Lieferprobleme entlang der gesamten Supply Chain oder das Kostenproblem der Hersteller nicht behoben.
Insbesondere am Preisdruck durch Rabattverträge bei gleichzeitig steigenden Kosten ändere eine Lockerung der Einfuhrregeln nichts. Kurzfristig solle die Politik zumindest den Ausschreibungsmechanismus der Rabattverträge reformieren – und dabei einen deutlichen Schwerpunkt auf die Versorgungssicherheit legen. „Es wäre sicher zielführend, wenn für jeden Rabattvertrag mindestens drei Anbieter ausgewählt werden müssten, um das Ausfallrisiko zu senken“, so Ehmer. „Das gibt es zwar schon heute bei einigen Kassen, aber eine Pflicht dazu gibt es nicht. Auch sollte es besonders honoriert werden, wenn ein Anbieter wesentliche Bestandteile seines Angebots in Europa produziert.“
Um sich ein eigenes Bild zu machen, besuchte Dr. Paula Piechotta auf Einladung des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO) nun die Niederlassung der NOWEDA in Taucha. Die regionale Bundestagsabgeordnete informierte sich vor Ort über die aktuelle Situation und tauschte sich mit Jana Ehmer und Thomas Porstner vom PHAGRO aus.
„In Zeiten zunehmender Lieferengpässe steht vor allem die faire, flächendeckende Verteilung von knappen Medikamenten im Fokus der Politik. Der vollversorgende pharmazeutische Großhandel übernimmt hier eine zentrale Rolle. Die Unternehmen betreiben dafür ein sehr aufwändiges sowie zeit- und kostenintensives Engpassmanagement, um die Auswirkungen von Lieferengpässen für Patientinnen und Patienten zumindest abzumildern. Eine beeindruckende Leistung, die anerkannt werden muss“, so Porstner.
Ehmer weist zudem auf den Mehraufwand beim Großhandel hin: „Der Einkaufsprozess ist voll digitalisiert. Die Lieferengpässe zwingen uns allerdings zu einer aufwendigen Handarbeit. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemühen sich täglich unter Hochdruck darum, die benötigten Medikamente zu beschaffen und den Mangel zu verwalten. Wenn das Präparat jedoch nicht lieferfähig ist, sind uns die Hände gebunden. Das ist natürlich frustrierend.“